Vereinigung der Eltern | |
Hörgeschädigter | |
in Bayern e.V. | |
www.taubenschlag.de/elternvereinigung Information Nr. 2 / 1999 5.5.1999 |
Mitgliederversammlung der Elternvereinigung am 17.4.99
Am 17.4.1999 fand die Informationsveranstaltung und Mitgliederversammlung der Elternvereinigung statt. Herr Groß begrüßte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Elternvereinigung alle Anwesende und die eingeladenen Referenten:
Frau Nolte von der Hauptschule für Gehörlose, Herr Lettenmeyer von der SVE und Herrn Pfeil von der Realschule für Gehörlose
Referat Herr Lettenmeyer (SVE):
Die SVE besteht z. Zt. aus 4 Gruppen mit
zusammen 27 Kindern, wovon 6 hörend sind.
Sie werden betreut von 4 Heilpädagogen, 1 Erzieherin und 1
Vorpraktikantin. Die Gruppen sind altersgemischt und bei mehrfach
behinderten Kindern werden kleine Gruppen gebildet. Neben dem
täglichen Ablauf gibt es zusätzlich musikal. Früherziehung,
Backkurse, Schwimmen usw. Mit den Eltern wird über Elternhefte,
Elternbriefe und Einbindung in Ausflüge und Aktivitäten ein
reger Kontakt gehalten. Gefragt nach den Gründen, weshalb
hörende Eltern ihre Kinder bei der SVE anmelden, gab es folgende
Antworten: Keinen Kindergartenplatz erhalten, zu große Gruppen
im Regelkindergarten oder bewußt eine Integrationsmöglichkeit
gesucht. Die Kinder mischen sich und grenzen sich nicht aus. Die
Erfahrungen sind durchaus positiv. Für das nächste
Kindergartenjahr liegen bereits wieder Neuanmeldungen vor.
Referat Frau Nolte (Hauptschule):
Hauptthema des Vortrags ist der neue Lehrplan für die bay. Hauptschulstufe der Schule für Gehörlose, der mit dem Schuljahr 97/98 eingeführt wurde. Neu ist, daß der neue Lehrplan eine Zusammenarbeit zwischen Eltern, Erziehern und Lehrer vorschreibt. Er hat noch einige Schwächen, so z. B wird Rhythmik für Jahrgänge vorgeschrieben, die bei uns keine Stunden haben. In Deutsch hat sich keine Änderung ergeben, es wurden aber die Stunden z. B in der 6. Klasse um 2 Stunden gekürzt von 9 auf 7 Stunden. Der Gebärdenerwerb ist nun vorgeschrieben, jedoch sind die jetzigen Lehrer nicht entsprechend den Anforderungen des Lehrplans ausgebildet worden, erst die nachwachsenden Lehrer werden entsprechend geschult sein.
Ob und in welchem Umfang Englisch an der Hauptschule unterrichtet werden soll ist noch in der Erprobungsphase. Im Rahmen der verfügbaren Lehrerstunden sollen Förder- und Lerngruppen fächerübergreifend gebildet werden. Neu ist auch, daß die Hauptschule nun endlich über Schulbücher verfügt, die dem Lehrplan entsprechen.
Referat Herr Pfeil (Realschule):
Die Schulzeit beträgt 6 Jahre. Übertritt ist nach der 6. Hauptschulklasse mit einem Notendurchschnitt von 2,33 oder Probeunterricht mit 3,5 Notendurchschnitt.
In der 7. und 8. Klasse wird nach dem Klaßleiterprinzip unterrichtet, dann erfolgt die Aufteilung in Wahlpflichtfächergruppen. Angeboten wird der kaufmännische Zweig und der musisch-hauswirtschaftliche Schwerpunkt. In der 10. Klasse ist es möglich den qualifizierten Hauptschulabschluß abzulegen. Die 11. Klasse gilt als Berufsfindungsjahr in Zusammenarbeit mit Frau Bruder (Sozialpäd.) und Herrn Winkler (Betreuungslehrer), dies gilt teilweise auch noch für die 12. Klasse. Dann folgt die Vorbereitung und Ablegung der Abschlußprüfung. Die Schüler haben die gleichen Prüfungsfächer wie die hörenden Kinder an der Regelschule. Besonderheiten gibt es in Deutsch und Englisch. Die Schule reicht Aufgaben ein, die vom Kultusministerium ausgewählt und genehmigt werden. Die anderen Prüfungsfächeraufgaben werden von den Fachlehrern sprachlich überarbeitet, inhaltlich bleiben sie unverändert. Die Zukunft der Realschule für Gehörlose ist z. Zt. ungewiß. Die Einführung der 6 stufigen Regelrealschule wurde für die Gehörlosenschule noch nicht umgesetzt. Die Hauptschule (Regelschule) soll einen M-Zweig bekommen, ob dies auch für hörgeschädigten Schulen gilt, ist noch offen. Im Oktober 1999 soll eine Besprechung zu dieser Problematik stattfinden. Der Lehrplan der Realschule ist vom Stoff her gleich wie an der Regelschule. In Mathe und Rechnungswesen ist er unverändert, in Deutsch und Englisch weicht er aber ab. Das Fach Gehörlosenkunde kam neu hinzu.
Herr Müllensiefen weist daraufhin, daß die Elternvereinigung bei den Lehrplänen mitgewirkt hat und intensiv gefordert hat, daß die Lehrpläne den hörenden Schulen angepaßt werden, um eine Anhebung des Niveaus der gl Schulabgänger zu erreichen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf eine Einführung von Schulbüchern als zwingend notwendig hingewiesen.
Anschließend ergab sich eine rege Diskussion zu den vorgetragenen Themen.
Nach dem Mittagessen eröffnete Hr.Groß die Jahresmitgliederversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes. Der Vorstand wurde für die nächsten zwei Jahren wie folgt gewählt und im Amt bestätigt:
Frau Walburga Rothbucher 1. Vorsitzende
Herr Helmut Pointner 2. Vorsitzender
Herr Norbert Pabsch Schriftführer
Frau Marlene Gnam Kassenwart
Frau Mühlbauer Beisitzerin
Frau Hertel Beisitzerin
Herr Seuberth Beisitzer
Herr Steinlein Beisitzer
Frau v. Gosen Beisitzerin
Frau Chmiel Beisitzerin
Frau Lörler Beisitzerin
[Marlene Gnam]
Das komplette Protokoll der Mitgliederversammlung können Sie im Büro der Elternvereinigung anfordern !
Spatenstich für das neue Gehörlosenzentrum in München am 20.4.99
Nach über 10 Jahren ist es endlich soweit. Durch zähe Verhandlungen des Gehörlosenverbandes unter der Leitung von Rudi Sailer wird die Stadt München, der Bezirk Oberbayern und das Sozialministerium den Bau mit jeweils einer Million Mark unterstützen. Dazu kommt die enorme Eigenleistung des Gehörlosenverbandes von einer weiteren Million.
Viele Gehörlose, Hörende und geladene Ehrengäste, wie Fr.Stoiber, Fr.Dr.Burkhard, Christoph Hölzl, Heinrich Schmidhuber, Anton Spielbauer und uvm. konnten bei sonnigem Wetter, Leberkäse und Freibier an diesen besonderen Anlass teilnehmen. Von vielen Rednern wurde hervorgehoben, dass dieser Erfolg nur durch die intensive Zusammenarbeit von Gehörlosen und Hörenden möglich war. Das Gehörlosenzentrum soll 2001 fertiggestellt sein. Den Gehörlosen stehen dann eine Kegelbahn, Multimediaraum, ein Cafe und Räume für den Sozialdienst zur Verfügung.
[Helmut Pointner]
Schulbücher jetzt auch in Dillingen
Nachdem Fr. Nolte in der Informationsveranstaltung über den erstmaligen Einsatz von Schulbüchern in der Gehörlosenschule München berichtete, schaffte es ein Elternvereinigungsmitglied aus Augsburg zusammen mit einer Lehrerin, diese nun auch in einer Klasse an der Gehörlosenschule in Dillingen einzusetzen. Es gibt zwar keine Schulbücher für Gehörlose, aber durch den neuen Lehrplan ist der Einsatz von Schulbücher der Regelschule möglich. Sprechen Sie mit dem Elternbeirat bzw. der Schulleitung Ihrer Schule !
[Helmut Pointner]
Europatag der Behinderten am 5.Mai 1999
Auch dieses Jahr nahm die Elternvereinigung am Europatag der Behinderten am Marienplatz in München teil. Leider hatten wir wie die Jahre vorher wenig Glück mit dem Wetter. Trotzdem gab es Gelegenheit mit Betroffenen und unbedarften Passanten über die Problematik der Gehörlosen zu diskutieren und über unsere Elternarbeit zu informieren. Auf der Podiumsdiskussion hatte unserer 1.Vorsitzende Fr.Rothbucher Gelegenheit unsere Arbeit vorzustellen. Bei so manchen Gesprächen mußten wir heuer leider eine negative Stimmung gegen Behinderte feststellen. Dies bedeutet, daß noch mehr Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit notwendig ist.
[Helmut Pointner]
Tagung zum bilingualen Unterricht am 27./28.2. in Nürnberg
Zunächst stellte Frau Karin Angerby, Studienrektorin einer Gehörlosenschule in Schweden, ihre Schule vor. In den 10 Jahren, in denen die gehörlosen Kinder in Schweden ihre Schule besuchen, haben sie 710 Stunden Gebärdensprache, 1340 Schwedisch und 480 Englisch. Im Laufe der Jahre wurde die Kritik einiger Eltern laut, daß die Kinder zu viel Gebärden und zu wenig Schwedisch lernen. Dazu bemerkte sie, daß Schwedisch ständig in den Nebenfächern unterrichtet werde.
Die Eltern und hörende Geschwister besuchen zunächst 250 Stunden vom Staat kostenlos angebotene Gebärdenkurse, bevor ihre Kinder in die Schule gehen. Von den Lehrern wird Gebärdensprachkompetenz verlangt und in einem Testgespräch überprüft. Auch die Kinder- und Ohrenärzte sind für Gebärden, die Muttersprache der Gehörlosen. Nur etwa 3 - 4 Kinder von 100 haben ein CI!
Frau Angerby vertritt den Standpunkt, daß die
Kinder das Denken in der Landessprache brauchen. Sie lernen
Schwedisch in erster Linie über die Schrift. Deshalb gehen die
Lehrer wie folgt vor: Sie lernen anhand von Bildern mit
Begleittext. Zunächst wird in Gebärden über den Text
diskutiert. Es wird kontrolliert, ob Wort für Wort verstanden
wurde (Synonyme werden gesucht, Körpersprache vermischt sich mit
Gebärdensprache, dann wird die richtige Gebärde beigebracht,
Fragen zum Text werden selbst erstellt). Dann wird der Text
wörtlich wiederholt, um die Grammatik und den Wortschatz zu
festigen. Nun sind die Schüler fähig, das Bild in eigene Worte
zu fassen.
Lesen taucht nicht als eigenes Fach auf, da in jedem Fach Texte
gelesen werden. Allerdings ist das 1. Fach Schwedisch. Noten gibt
es erst ab der 8. Klasse. Diagnostische Untersuchungen und
Englischtests gibt es ab der 6. Klasse. Es gibt nur eine
Einteilung in die drei Standards: gut, mittel und schlecht, wie
in den hörenden schwedischen Schulen auch. Auch der
Schwierigkeitsgrad der Abschlußtests ist in allen Schulen
gleich. Beim Elternsprechtag wird mit den Eltern und den Kindern
über deren Wissensstand, Sozialverhalten etc. gesprochen. Bei
mir tauchte spontan die Frage auf: "Warum nehme ich meine
Kinder nicht einfach zum nächsten Elternsprechtag mit."
Da es keine speziellen Schulbücher für Gehörlose gab, haben
die Schweden mittlerweile vier Bücher mit vielen Bildern (z.B.
Wie sahen die Leute vor 70 Jahren aus? Wie waren sie gekleidet?
Gab es Autos?) als visuelle Hilfe entwickelt. Das erste Buch
handelt von einem gehörlosen Kind, da dieses Thema den Zugang
zur Sprache vielleicht erleichtert. Erst später setzen sie
Bücher mit reinem Text und schwierigeren Themen (z.B.
Luftverschmutzung, Freundschaft, Satelliten, Grundlagen für
philosophische und religiöse Diskussionen etc.) ein. Auch werden
viele extra für Gehörlose erstellte Videos eingesetzt, um den
Unterricht so anschaulich wie möglich zu gestalten. Über diese
speziellen Bücher, Videos, CD- ROM`s und Unterrichtsmaterialien
wurde erst vor 10 Jahren in der Uni diskutiert und entwickelt, da
die Studierenden der Gebärdensprache die Wichtigkeit der
speziellen Unterrichtsmaterialien erkannten. Frau Angerby denkt,
daß es diese Materialien in fünf Jahren auch in Deutschland
gibt. Es bleibt nur die Frage, ob sie auch benutzt werden.
Noch einige interessante Fakten: Alle Gehörlosenschulen in Schweden sind bilingual und nur 2 oder 3 Eltern schicken ihre Kinder mit einem Assistenten an eine hörende Schule. 15 % der Schüler sind Immigranten, 80 % sind im Heim untergebracht, 20 % pendeln mit schuleigenen Bussen und 20 - 30 % erreichen die Ziele im Lehrplan nicht. Es gibt momentan 93 Gehörlosenlehrer in Schweden, das sind 2,5 Kinder pro Lehrer. Teilweise werden die gehörlosen Kinder in kleinen Gruppen untergebracht, aber sie sind auch in Gruppen zu 20 Kindern zusammen, um Sozialverhalten , insbesondere auch das Warten zu lernen. 29 % der Lehrer sind schwerhörig oder gehörlos. 109 Computer sind für die 199 gehörlosen Schüler vorhanden und alle Schulen sind vernetzt.
Die Heime sind als Wohngruppen ähnlich unseren Kinderdörfern organisiert. Die Wohngruppen sind von Geschlecht und Alter gemischt. Es finden regelmäßig Elternabende statt, um die Eltern möglichst stark mit einbeziehen zu können. Die Schüler der Klassen 8 - 10 werden mit schuleigenen Bussen am Sonntagabend geholt, die jüngeren Kinder müssen erst am Montag bis 10 Uhr anfahren.
Am Sonntag hielt zunächst Herr Hase (Vorsitzender des Deutschen Gehörlosenbundes) den Vortrag: "Gesamtpolitische Situation zur Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache". Die Anerkennung der Gebärdensprache ist schwer, da sich die Gehörlosen untereinander schon uneinig sind (DGS, LBG oder Lautsprache). Durch das CI werden immer größere Widerstände gegen die Gebärdensprache spürbar. Auch die Kostenfrage (Dolmetscher) ist nicht außer acht zu lassen.
Laut der Ministerpräsidentenkonferenz, den Sprachforschern und der EU ist die Gebärdensprache anerkannt, aber laut Herrn Hase weiß keiner wo. Deshalb hat er Forderungen wie:
Auf der Kultusministerkonferenz 1996 gab es den Beschluß: ...für die Identitätsfindung Hörgeschädigter hat die Schule gebärdensprachliche Kommunikationsformen einzubeziehen ..." Aber wie ist dieser Begriff zu füllen? Der hessische Landtag stellte 1998 fest, daß die Gehörlosen beide Sprachen brauchen. In Berlin gab es den Entwurf zum Gleichstellungsgesetz (Behinderte und Nichtbehinderte) in dem die Gebärdensprache extra aufgeführt wird. Bis zum 31.12.2003 muß jeder Lehrer an Gehörlosenschulen Gebärdensprachkompetenz erlangen.
Abschließend bemerkte Herr Hase, daß man nicht nur für ein Modell kämpfen sollte. Jeder Gehörlose sollte bilingual aufwachsen, um sich später selbst für die Hörende oder die Gehörlosen-Welt entscheiden zu können.
Als letztes referierte Frau Bernatzki, Gehörlosenpädagogin an einer Frankfurter Gehörlosenschule, über den laufenden bilingualen Schulversuch. Sie arbeitet zusammen mit einer gehörlosen Erzieherin. Frau Bernatzki berichtete, daß sie nach ¼ Jahr Gebärdenkurs in DGS für die Schüler besser mit ihnen kommunizieren konnte als nach 7 Jahren Lautsprachunterricht. Sie hat sich die Erlaubnis vom Schulamt geholt, statt in der 5. Klasse mit Englisch zu beginnen, Gebärdensprachunterricht zu erteilen. Allerdings bekam sie kein zusätzliches Geld vom Schulamt, sondern die Kosten für die Erzieherin wurden vom Elternverband übernommen. Erst jetzt gab es den Beschluß vom hessischen Landtag, die meisten Fächer nach Möglichkeit in DGS zu unterrichten.
Nachdem die Grundlagen gelegt wurden (Gebärdensprachkompetenz), begannen sie Bildgeschichten zu beschreiben. Sie stellten fest, daß es in beiden Sprachen an der Grammatik fehlte. So erkannten die Kinder erst nach ½ Jahr den grammatikalischen Unterschied zwischen Deutsch und DGS. Um den Unterschied klarer zu machen, benutzte die gehörlose Erzieherin ein rotes Armband (=DGS) und Frau Bernatzki ein blaues (=LBG). Es dauerte eine Weile, bis die Kinder begriffen, daß die Erzieherin nur als Dolmetscherin fungierte. Sie dachten, die Dolmetscherin redet selber.
Die Erfolge sind:
Jetzt kamen von den Kindern Fragen zu den Themen Neonazis, das Leben als Behinderter, warum müssen meine Eltern sterben... . Dieses zeigt, daß man bereits in der 1. Klasse mit Gebärdensprachunterricht anfangen müßte, da die Kinder keinen natürlichen Spracherwerb haben (weder Laut- noch Gebärdensprache). Zum Schluß merkte sie noch an, daß nur ein Lehrer aus dem Lehrerkollegium hospitieren wollte, sie jedoch ca. 50 Anfragen von außerhalb hat.
In ein bis zwei Monaten erscheint eine Dokumentation der Tagung, die bei mir (Norbert Pabsch, Tel./Fax: 08421/5405) oder der Elternvereinigung ausgeliehen werden kann.
[Norbert Pabsch]
Leserbriefe
Um Ihnen die
Möglichkeit zu geben Ihre Meinungen auch anderen Mitglieder
mitzuteilen, ist hier Platz für Ihre Leserbriefe !
Nach unserem Aufruf in der letzten Info
haben wir einige Leserbriefe bekommen.
vielen Dank.
Sehr geehrte Damen und Herren,
In der letzten Zeit ist zunehmend die Tendenz zu beobachten, daß
der Gehörlosenverband wie auch die Landesschule für Gehörlose
in München sich sehr den Schwerhörigen nähert bzw.
entsprechende Kontakte knüpft. Obwohl dies natürlich legitim
ist, auch im Hinblick auf die gewünschte Integration
(Gehörloser in die Welt der Hörenden), wobei die Schwerhörigen
sozusagen als Bindeglied betrachtet werden können, erfüllt mich
dies doch mit Sorge. Wenn man den Statistiken glauben
darf, nimmt die Zahl der sog. Mehrfachbehinderten stetig zu. Es
werden also immer mehr, die nicht alleine unter
Gehörlosigkeit leiden, sondern darüber hinaus eine
Zusatzbehinderung aufweisen. Diese ist in ihren Auswirkungen
natürlich breit gefächert, so daß ein Zusammenfassen unter
einem Dach sehr schwierig ist. Für die Eltern solcher Kinder
ergibt sich allerdings dadurch das Problem, daß man sich
eigentlich in einer Elternorganisation nicht mehr richtig
aufgehoben oder vertreten fühlt ! In unserem Falle liegt bei
unserem ältesten Sohn z.B. als Zusatzbehinderung
"Autismus" vor, der allerdings relativ schwach
ausgeprägt ist, d.h. er nimmt durchaus Kontakt zur
Umwelt auf, kann sich aber auf Aggressionen gegen ihn nicht
angemessen zur Wehr setzen. Die meisten Probleme oder Anregungen
(auch bzgl. der schulischen Ausbildung), die im Elternverband
Gehörloser besprochen oder in ihren Elternbriefen erwähnt
werden, betreffen uns deshalb kaum. Parallel zu Ihrem
Verband sind wir auch Mitglied im Elternverband "Hilfe für
das autistische Kind". Dort leiden wir allerdings unter
einem ähnlichen Problem: Die meisten anderen Autisten, die wir
kennenlernten, sind eben nicht gehörlos, sondern kommunizieren
nur nicht. Man kann sich also durchaus verbal mit ihnen
verständigen. Das führt dazu, daß in entsprechenden
Einrichtungen i.d.R. die Gebärdensprache nicht beherrscht wird !
Durch die für mich erkennbare Einwendung zu den Schwerhörigen
(die ich ja nicht für falsch halte) weiß ich nun eigentlich
nicht mehr, wer für mich der richtige Ansprechpartner bei
auftretenden Problemen ist. Es wäre für mich interessant zu
erfahren, ob andere Eltern im Gehörlosenverband vergleichbare
Probleme haben und ob eine Integration von Mehrfachbehinderten in
die Verbandsinteressen nicht auch möglich wäre.
Hr.Küfner, Schleching-Ettenhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben eine 6jährige schwerhörige Tochter, ihre
Sprachentwicklung und ihr Sprachverständnis sind so gut, daß
wir fast keine Gebärden gebrauchen müssen. Nach unserem Umzug
von Schleswig-Holstein nach Bayern waren wir zuerst Mitglied in
der IG, erhielten jedoch nie Informationen (auch auf Nachfrage
nicht) über z. B. Veranstaltungen, aktuelle Themen, Literatur
etc. und fühlten uns etwas "vernachlässigt", da wir
wußten, daß es Rundbriefe gab. Daraufhin wechselten wir zur
Elternvereinigung, fühlen uns aber auch heute noch nicht so am
rechten Platz, weil diese mehr Infos für Gehörlose bietet. Ein
Zusammenschluß beider Institutionen wäre gerade für solche
"Zwischenfälle" wie wir es sind (Kind hat mit
Hörgeräten gutes Hörvermögen und Sprachentwicklung, braucht
aber auch Handzeichen und Lippen ablesen zum besseren
Verständnis) eine sehr günstige Einrichtung. Es würde mit
einer Vereinigung alles rund um die Hörschädigung abgedeckt,
egal ob gehörlos oder schwerhörig. Außerdem würde eine Fusion
vielleicht auch die kleine Lücke zwischen den Schwerhörigen und
Gehörlosen schließen, die nach unseren Erfahrungen leider schon
besteht.
Also, wir fänden das toll
Bettina Berger, 80336 Vierkirchen
Bücher, Videos und Computer CD´s
Haben Sie interessante Bücher, Videos oder Computer CD´s zum Thema gefunden ? Informieren Sie uns !
Videothek
für Hörgeschädigte bei "Behinderte in den
Medien" Bonnerplatz 1 80803 München T. 089-307992-15 |
Achtung:
Der in der letzten Info angegebene Link zur Übersicht
der Leihvideos hat sich geändert: http://bidok.uibk.ac.at/video/vidf16.html Verschiedene
Unterhaltungs- und Bildungsfilme mit Untertitel
Jahresbeitrag 10.- DM für Privatpersonen keine
Leihgebühr. |
Termine
Vorschau: "Elternwochenende der Elternvereinigung 1999" Heuer findet unser Wochenende vom 1.3.Oktober 1999 in Pappenheim statt. Die Einladung mit Programm und Anmeldung werden mit der nächsten Information verschickt. |
DEAFmovie Am 16.06.99 um 17.00 Uhr im MaxX am Isartor Kosten 14.- DM - Rush Hour - Reservierung unter Fax 07034 / 30486 /
weitere Infos mit Faxabruf 07034 / 652848 |